Nachruf: Leo Gisin (1934-2020)

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Leo Gisin begann mit Judo im JCB im Jahr 1950. Noch heute ist ein Bild von ihm aus dieser Zeit im kleinen Dojo aufgehängt.

Als 13-jähriger „Orange Gurt“ begegnete ich Leo Gisin das 1. Mal. Mittwochnachmittag war Kinderjudo, er war der Lehrer im Spalenring. Das Dojo im Hinterhaus war via Aussentreppe erreichbar. Der zerbeulte Cola Automat der seine zerbeulte Form wohl hundertfachen Judowürfen in seine Richtung verdankte und immer noch funktionierte. An der Wand aufgemalt die 2 Ainu (Ureinwohner von Japan) die mit Fellen bekleidet eine Hebeltechnik zeigten. Es war das Emblem vom Budokan Basel.

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Sein kleiner Judoladen in der Austrasse, wo wir alle unsere Judogis kauften war auch Treffpunkt vieler Judokas. All das war Leo. Der Budokan hatte in seinen Spitzenzeiten annähernd 800 Mitglieder, vor allem Kinder. Neben seinem Beruf als Bodenleger hatte Leo das alles aufgebaut. Andi Frei erinnert sich, dass er von 1300 – abends bis um 2200 Uhr als Trainer unterrichtete. Eine Besonderheit von Leo war, dass er ein breites Wissen über die Psyche und den Charakter von Kämpfern hatte, das weit über das Kämpfen hinausging. In seiner aktiven Zeit war Leo nie Profi, er arbeitet immer und erst später war sein Geschäft seine Existenzgrundlage. Wenn Leo etwas oder jemanden kritisierte war er zwar  sarkastisch , aber doch liebevoll. Sein trockener Humor bleibt jedenfalls unvergessen. Harter Schale weicher Kern? Ich weiss nicht ob diese Redensart Leo zutreffend genug beschreiben würde. Als Trainer war er manchmal streng zu mir aber nie war ich betroffen oder traurig sondern wollte besser werden. Als Leo mich fragte ob ich Zeit und Lust hätte, mit ihm das Dach seines Bauernhauses in Montavon zu restaurieren sagte ich zu. Es waren 3 Wochen mit einem Mann der so viel wusste, wenig von sich erzählte, morgens vor mir auf dem Dach war und erst spät wieder herunterstieg. 12 – 14 Stunden täglich, immer in einem ruhigen Rhythmus in brütender Hitze gearbeitet. Er war ein Handwerker aus ganzem Herzen. Ich habe Leo in seiner aktiven Zeit nicht erlebt, aber ich erahnte wie dieser Mann beharrlich, ruhig, seine Kräfte einteilend arbeitete. Ich habe Leo nie etwas sagen hören über seinen 3. Platz an den Weltmeisterschaften oder seine anderen sportlichen Erfolge oder seine Zeit als Nationaltrainer;  er war bescheiden. In Gesprächen über Leo Gisin denen ich beiwohnte war immer dieser Respekt zu spüren, die Achtung vor seinem Erfolg und viele Male fiel das das Wort „Sensei“. Otto Fend, sein langjähriger Geschäftspartner und Wegbegleiter hat in seinem Nachruf für Leo eine Widmung verfasst mit der ich diese Gedanken abschliessen möchte: „Er war und wird immer mein Sensei bleiben“ (Otto Fend, 06.02.2020).

Danke Andi Frei für die Unterstützung dieses Beitrages und Guido Kaltenbach für das Emblem.

Ruedi Maier

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